Innovationsförderung Der Werbevermarkter Goldbach setzt durch ein eigenes Accelerator-Programm Impulse, um in der Schweiz digitale Media-Technologien zu fördern. Dabei sollen beide Seiten profitieren. Das erste ausgewählte Unternehmen steckt tief im angesagten Beacon-Marketing-Thema.
Text Yvonne von Hunnius
Martin Radelfinger, Director Business Development USA der Goldbach Group AG, hat ein Signalsystem, das ihm schnell verrät, ob eine Idee ganz gross werden kann und – noch wichtiger – was es danach braucht: «In einer frühen Phase darf ein innovatives Startup nicht von einem Corporate Partner absorbiert werden. Findet man ein Juwel, das agil und schlank ist, muss man vorsichtig sein», verrät Martin Radelfinger. Eine Devise, von der sich der erfahrene Medienmann nicht zuletzt im Silicon Valley überzeugen konnte.
Radelfinger leitet bei Goldbach die Bereiche Innovation und Business Development und hat jüngst den Goldbach Media Accelerator aus der Taufe gehoben. Wie eine Innovationsspritze für die Medienlandschaft soll das Programm wirken, welches in Kooperation mit den Organisatoren der Gründerschmiede Swiss Start Up Factory (SSUF) auf die Beine gestellt wurde. Für den Accelerator wählt Goldbach Startups mit Fokus auf digitale Medien-Technologien aus. In der Swiss Start Up Factory in Zürich durchlaufen sie dann ein strukturiertes Programm. Währenddessen soll die Idee soweit reifen, dass sie nach drei Monaten in eine Gründung mündet. Radelfinger: «Das Prinzip der SSUF ist angelehnt an das des sehr bekannten und erfolgreichen Y Combinator im Silicon Valley – perfekt für Unternehmen, die noch ganz am Anfang stehen.» Y Combinator hat unter anderem Unternehmen wie Airbnb oder Dropbox zum Erfolg verholfen. Die beiden SSUF-Initianten Mike Baur und Max Meister haben das Konzept mit weiteren Experten an hiesige Verhältnisse angepasst.
Radelfinger hat auch den Goldbach Group Innovation Hub in Palo Alto verantwortet und kennt sowohl die US-amerikanische als auch die europäische Startup-Welt. «In der Schweiz ist die zweite Runde der Anschlussfinanzierung oft eine riesige Hürde. Im Silicon Valley spielt die sogenannte Pay-Forward-Kultur eine wichtige Rolle», sagt er. Ehemalige Jungunternehmer, die zu etablierten Grössen angewachsen sind, nehmen sich dabei in einer Alumni-Funktion der Startups an und sorgen oftmals auch für deren Finanzierung. Mit den gängigen Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen der grossen Unternehmen wie Google oder Facebook aber auch durch die erfolgreichen Exits von Gründern wird viel freies Kapital für die Finanzierung von Startups geschaffen.
Innovationsspritze für den Standort
In den USA, speziell im Silicon Valley an der Westküste, in New York und Boston an der Ostküste wie auch in Austin Texas an der «third coast» haben sich mittlerweile starke Netzwerke gebildet. Die SSUF will in der Schweiz im kleinen Rahmen Ähnliches erreichen. Hier braucht es dazu laut Radelfinger aber einen stärker institutionalisierten Rahmen, den der Goldbach Digital Media Accelerator mit der Swiss Startup Factory bieten könne. «Das Ziel ist ein Ökosystem für Innovationen im digitalen Medienbereich – letztlich muss auf dem Produkt nicht unbedingt Goldbach stehen. Wir werden künftig auch weitere Medienunternehmen ansprechen, denn der ganze Medienstandort soll profitieren», so Radelfinger. Der Begriff «Frenemies» hat sich in den USA schon für dieses Prinzip etabliert: Zum Zwecke der Innovationsförderung werden dabei Konkurrenten zu Partnern.
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